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Ich sag dir was ich denke – glaub ich ...

Kennt ihr das „ach, hätte ich nur gesagt, dass.…“ oder „Mist, da hätte ich doch jetzt so reagieren können“ ... je nachdem wie wir gestrickt sind agieren oder reagieren wir schon mal so, dass unser Gegenüber entweder sehr ausgeprägte Fluchtgedanken hat oder aus wildem Kopfschütteln nicht herauskommen.

Also wenn man mich richtig erwischt, sattle ich die Pferde und ziehe in den rhetorischen Kampf. Im Reisegepäck schon eine richtige Portion Emotionalität und Diplomatie lassen wir gleich mal zu Hause, die braucht in dem Moment eh keiner – die stör nur. Mein bester Freund Amygdala feiert seine schamanischen Rituale und lacht sich ins Fäustchen und Hurra die Gams geh es ab. Ist mir erst vor kurzem wieder passiert, nur weil ich meinte mich von einer unqualifizierten Meinung (ja ich beurteile das) persönlich angegriffen zu fühlen. Ich hab meine Streitmächte dann aufgestellt und mal gesagt was ich so denke ... ging es mir danach besser ... joa ...ok, nein, weil es nicht rational sondern nur emotional war. Aber in dem Moment habe ich das schwere Bedürfnis gehabt klar zu machen, wie ich mich fühle. Ich fühlte mich angegriffen. Nun, ok, wenn man dann zwei Emotionsbärchen aufeinanderprallen hat, kann das schon mal zu einem Emotionsatompilz auswachsen.

Aber darum geht es nicht, es geht darum, dass ich persönlich es schaffe bzw. gelernt habe zu sagen, wenn mich was stört oder mir nicht passt, wenn ich mich angegriffen fühle. Mache ich es immer ... nein, natürlich nicht.

Die, die mich kennen, wissen, dass ich nicht wirklich auf den Mund gefallen bin. Aber auch wenn man rhetorisch stark oder auch mutig in der Sprache ist, heißt das nicht, dass man auch alles immer sagt. Wann sagt man was und wann nicht? Stoße ich jemanden vor den Kopf?

Wenn ihr euch selber mal betrachtet. Sagt ihr immer, wenn euch etwas nicht gefällt? Oder habt ihr nicht schon mal geflunkert und gesagt „hmmm, das schmeckt aber gut!“ obwohl ihr genau das Gegenteil gedacht habt? Wie ehrlich sollen bzw. müssen wir zueinander sein? Wie viel Ehrlichkeit vertragen wir denn? Wann bereuen wir was gesagt und was nicht gesagt zu haben? Wollen wir immer gefallen? Könnte mich mein Gegenüber nicht mehr mögen, wenn ich ihm sage, was ich denke?

In Situationen, in denen es harmonisch ist, für mich aber etwas nicht stimmig ist, habe ich schon mal das Problem zu sagen, wenn es für mich nicht so ist. Ich könnte mein Gegenüber ja verletzen. Das möchte ich nicht (hat mich ja nicht angegriffen und die Pferde sind im Stall). Das Abwägen, ob oder wie oder wann ich was sage ist schon mal eine Herausforderung. Manchmal ein Klos im Bauch zu haben und nichts zu sagen ist vielleicht richtig, vielleicht auch nicht. Aber solange man es nicht ausprobiert, weiß man es nicht. Ehrlichkeit tut weh, aber sie ist authentisch. Ich denke wir haben ein bisschen verlernt in dem Authentischen zu leben und meinen ehrlich zu sein. Sind es aber nicht (immer). Die Frage ist, ob man immer ehrlich sein muss bzw. wie man abwägt? Welche Risiken es sich mit sich bringt. Geht man das Risiko nicht ein, weiß man aber auch nicht, was man damit gewinnt.

Es bleibt spannend und herausfordernd.


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